What We Do in the Shadows, ein Mockumentary-Film aus Neuseeland von Taika Waititi und Jemaine Clement, und die gleichnamige TV-Serie zeigen das Leben einer Gruppe von Vampiren, die gemeinsam in einem Haus leben und versuchen, sich im modernen Alltag zurechtzufinden. Mit einer Mischung aus Horror und Comedy werden klassische Vampirthemen humorvoll dekonstruiert. Aus einer links-progressiven, queer-feministischen Perspektive bietet What We Do in the Shadows eine satirische und subversive Auseinandersetzung mit Themen wie Maskulinität, Queerness, Machtstrukturen und dem Zusammenleben von Außenseiter*innen.
Toxische Maskulinität und Humor: Eine dekonstruktive Darstellung
Der Film und die Serie spielen oft mit der Vorstellung von Vampiren als mächtige, dominierende Wesen und stellen diese Machtdynamik satirisch infrage. Charaktere wie Nandor (Kayvan Novak) und Laszlo (Matt Berry) in der Serie oder Vladislav im Film repräsentieren traditionelle Männlichkeitsbilder, die oft an klassische patriarchale Strukturen erinnern, werden jedoch in ihrer Selbstüberschätzung und in ihrem oft kindischen Verhalten humorvoll dekonstruiert. Aus einer links-progressiven Perspektive ist diese satirische Darstellung wertvoll, da sie zeigt, dass Macht und Dominanz oft lächerlich wirken, wenn man sie in einem modernen Kontext und aus einer selbstironischen Perspektive betrachtet.
Queer-Coding und Genderfluidität: Subversive Identitäten
Die Charaktere in What We Do in the Shadows sind oft queer-codiert und überschreiten Geschlechternormen auf spielerische Weise. Die Serie hat einen fluiden Umgang mit Sexualität und Geschlecht, besonders durch Figuren wie Laszlo und Nadja (Natasia Demetriou), die ihre Sexualität und Beziehungen frei und unkonventionell gestalten. Auch die enge, fast romantische Freundschaft zwischen Nandor und seinem menschlichen Vertrauten Guillermo bringt queere Dynamiken in die Geschichte. Diese subtile Queer-Coding und das Fehlen klarer Geschlechternormen sind aus einer queer-feministischen Sichtweise wertvoll, da sie die Vielfalt der Identitäten feiern und ohne Klischees oder Festlegungen darstellen.
Außenseitertum und soziale Integration: Vampirismus als Metapher
Die Vampire sind klassische Außenseiter, die Schwierigkeiten haben, sich an moderne Gesellschaftsnormen anzupassen, und sich oft fremd und isoliert fühlen. Ihr Vampirismus steht dabei als Metapher für Andersartigkeit und das Leben am Rande der Gesellschaft. Diese Darstellung von Außenseitertum und die Schwierigkeiten, sich in einer normativen Welt zurechtzufinden, sind besonders aus links-progressiver Perspektive relevant, da sie eine Reflexion über soziale Integration und die Herausforderungen des Andersseins bieten. Die Serie erinnert daran, dass Gemeinschaft und Akzeptanz auch für Menschen (oder Wesen) möglich sind, die abseits der gesellschaftlichen Normen leben.
Machtstrukturen und Hierarchien: Der Kampf um Anerkennung
Ein wiederkehrendes Thema in What We Do in the Shadows ist das Streben der Vampire nach Macht und Anerkennung in der modernen Welt. Ihre veralteten Ansichten über Hierarchien und ihre beständigen Kämpfe um Dominanz wirken im modernen Kontext absurd, und der Film sowie die Serie machen sich über die Wertlosigkeit dieser Machtspiele lustig. Guillermo, der menschliche Vertraute von Nandor, strebt nach Anerkennung und hofft, selbst Vampir zu werden, wird jedoch oft übersehen und ausgenutzt. Diese Darstellung von Macht und Hierarchien ist aus links-progressiver Sicht wertvoll, da sie zeigt, dass solche Strukturen oft leer und bedeutungslos sind, besonders wenn sie auf Unterdrückung und Ausschluss basieren.
Gender und feministische Perspektiven: Nadja als starke weibliche Figur
Nadja, die einzige weibliche Vampirin im Hauptensemble der Serie, ist eine kraftvolle und unabhängige Figur, die nicht nur selbstbewusst ihre Sexualität auslebt, sondern oft auch die Stimme der Vernunft und des Pragmatismus in der Gruppe ist. Sie bricht mit klassischen Geschlechterrollen und zeigt, dass weibliche Charaktere im Horrorgenre stark, einfallsreich und selbstbewusst sein können. Diese Darstellung von Nadja als gleichberechtigte Figur im Ensemble ist aus einer queer-feministischen Perspektive wertvoll, da sie traditionelle Geschlechterstereotypen infrage stellt und zeigt, dass weibliche Figuren in Horrorkomödien ebenso vielschichtig und mächtig sein können wie ihre männlichen Gegenstücke.
Humor und Satire: Subversion klassischer Vampir- und Horrorthemen
What We Do in the Shadows dekonstruiert klassische Vampirmythen und verwandelt die Schrecken des Vampirismus in komische Szenen, die die Lächerlichkeit und die Skurrilität vieler Horrorklischees aufzeigen. Der Humor und die Satire des Films und der Serie lassen die Vampirfiguren menschlich und verletzlich erscheinen, indem sie alltägliche Probleme haben und sich mit modernen Herausforderungen wie Technologie oder sozialen Normen auseinandersetzen. Diese humorvolle Herangehensweise an das Horrorgenre ermöglicht es, traditionelle Machtstrukturen und Stereotypen subversiv zu hinterfragen, und schafft eine ironische Distanz zu den klassischen Horrorfiguren, die das Genre auf humorvolle Weise neu definiert.
Kritik an Diskriminierung und Vorurteilen: Der Platz der Vampire in der Gesellschaft
Der Umgang der Vampire mit ihrer Menschlichkeit und ihre Begegnungen mit anderen magischen Wesen spiegeln oft den Umgang der Gesellschaft mit Außenseitern wider. Obwohl sie Teil der übernatürlichen Welt sind, werden sie als „weniger wichtig“ oder „unmodern“ dargestellt, was an reale Vorurteile und Diskriminierung erinnert, mit denen marginalisierte Gruppen konfrontiert sind. Die Vampire müssen ihren Platz in einer Welt finden, die sie nicht versteht, und sie schließen Bündnisse mit anderen Außenseiter*innen. Diese Darstellung ist aus einer links-progressiven Sichtweise wertvoll, da sie den Wert von Vielfalt und die Notwendigkeit von Inklusion betont und aufzeigt, dass Gesellschaften oft auf die Akzeptanz und Integration aller angewiesen sind.
Fazit: Eine humorvolle, subversive Horrorkomödie über Identität und Gemeinschaft
What We Do in the Shadows ist eine originelle und intelligente Horrorkomödie, die das Vampir-Genre mit Humor und Satire auf eine erfrischende Weise neu interpretiert. Aus einer links-progressiven, queer-feministischen Perspektive bietet die Serie wertvolle Einblicke in Themen wie toxische Maskulinität, Queerness und die Bedeutung von Gemeinschaft und Integration. What We Do in the Shadows erinnert daran, dass selbst die unheimlichsten Figuren menschliche Schwächen und Stärken haben und dass Humor und Akzeptanz oft der Schlüssel zur Überwindung von Vorurteilen und Hierarchien sind. Der Film und die Serie bleiben unvergessliche Werke, die das Horrorgenre auf subversive und witzige Weise bereichern und klassische Horrorfiguren als liebenswerte, schrullige Außenseiter*innen präsentieren.
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