Red Notice ist eine actiongeladene Komödie, die auf die Welt des internationalen Kunstraubs blickt und ein starbesetztes Trio von Gaunerinnen und Verfolgerinnen vereint. Der FBI-Agent John Hartley (Dwayne Johnson) arbeitet daran, die weltbekannten Diebe Nolan Booth (Ryan Reynolds) und „The Bishop“ (Gal Gadot) zur Strecke zu bringen, doch schon bald sieht er sich in einer unfreiwilligen Allianz mit ihnen wieder. Der Film bietet eine Mischung aus Humor, Action und überraschenden Wendungen. Aus einer links-progressiven, queer-feministischen Perspektive behandelt Red Notice Themen wie Macht, Loyalität und Identität, bleibt jedoch oft in den Klischees und Stereotypen traditioneller Actionfilme verhaftet.
Spaß und Spannung: Die Dynamik des Trios
Die Chemie zwischen Johnson, Reynolds und Gadot ist der Hauptgrund für die unterhaltsame Dynamik des Films. Ihre Dialoge und ihre gegenseitigen Täuschungen sorgen für humorvolle Momente und lassen die Spannung zwischen den Figuren aufleben. Die Dialoge zwischen Booth und Hartley bestehen aus humorvollen Wortgefechten, die das Publikum zum Lachen bringen und den Actionfilm etwas leichter und humorvoller gestalten. Aus einer feministischen Sichtweise könnten jedoch die Dialoge und die Charakterentwicklung noch mehr Tiefe gewinnen, um die Motivationen und Hintergründe der Figuren besser zu beleuchten und ihnen eine größere Individualität zu geben.
Klischees und Geschlechterrollen: „The Bishop“ als weibliche Diebin
Gal Gadots Charakter, „The Bishop“, ist zwar clever, unabhängig und ansprechend inszeniert, bleibt jedoch oft auf die Rolle der charmanten und manipulativen Diebin beschränkt. Ihre Figur nutzt ihre Attraktivität und Intelligenz, um die anderen Charaktere zu täuschen, und wird als undurchschaubarer Gegenpart zu den männlichen Figuren präsentiert. Aus einer feministischen Perspektive wird ihr Charakter dadurch begrenzt, da sie trotz ihrer Stärke und Intelligenz oft in die Rolle der „Femme Fatale“ gedrängt wird. Es wäre spannend gewesen, ihre Motivation und ihren Hintergrund stärker zu erkunden, um sie als komplexere, eigenständige Figur darzustellen.
Queer-Coding und Stereotypen: Die Rolle von Ryan Reynolds’ Charakter
Ryan Reynolds spielt Nolan Booth mit einem Hauch von Queer-Coding und einem besonderen Fokus auf Witz und charmanter Selbstironie. Während Reynolds den Charakter humorvoll und charismatisch gestaltet, wird Booths queere Ästhetik nur angedeutet und bleibt letztlich unbestimmt. Es wäre wertvoll gewesen, Booth als explizit queere Figur darzustellen, um eine modernere und repräsentativere Perspektive zu bieten. Aus queer-feministischer Sicht ist dies eine verpasste Gelegenheit, eine positive und sichtbare Repräsentation für LGBTQIA+-Personen in einem Mainstream-Actionfilm zu etablieren.
Macht und Täuschung: Ein Spiel ohne moralische Grenzen
In Red Notice gibt es wenig Raum für traditionelle Helden; stattdessen handelt es sich um Figuren, die moralisch flexibel sind und ihre eigenen Interessen über alles andere stellen. Die Frage der Macht und der Täuschung ist ein zentrales Thema, da jede Figur versucht, die anderen auszutricksen und sich einen Vorteil zu verschaffen. Dieser Fokus auf Täuschung und Machtausübung zeigt, dass die Figuren jenseits von Gut und Böse agieren und nur ihren eigenen Interessen folgen. Dies eröffnet aus links-progressiver Sicht eine interessante Perspektive auf Macht und Loyalität, lässt jedoch die Chance auf eine tiefere, moralische Reflexion über die Konsequenzen ihres Handelns ungenutzt.
Reichtum und exzessiver Konsum: Die Luxuswelt der Kunstdiebe
Der Film spielt in einer Welt des Luxus und des Reichtums, in der Kunstschätze und wertvolle Objekte zu reinen Statussymbolen werden. Die Diebe und Agenten reisen durch die glamourösesten Orte der Welt und bewegen sich in einer exzessiven Welt des Konsums. Diese Darstellung von Reichtum und Luxus bleibt jedoch weitgehend unkritisch und verherrlicht den exzessiven Konsum. Aus einer links-progressiven Perspektive könnte der Film die Frage aufwerfen, wie exzessiver Konsum und Reichtum das Streben nach Macht und die sozialen Missstände beeinflussen, denen viele Menschen weltweit ausgesetzt sind.
Humor und Leichtigkeit: Ein Film ohne politische Tiefe
Der Film setzt stark auf Humor und Leichtigkeit und lässt komplexere Themen und soziale Fragen weitgehend unberührt. Die Action und Komödie stehen klar im Vordergrund, und der Fokus liegt auf Unterhaltung statt auf einer tiefergehenden Auseinandersetzung mit Themen wie Ethik und Gerechtigkeit. Dies ist aus queer-feministischer Sicht unproblematisch, aber die Gelegenheit zur Tiefe und zur Hinterfragung sozialer Strukturen bleibt ungenutzt. Der Film bleibt letztlich eine leichte, unterhaltsame Komödie ohne den Anspruch, moralische oder gesellschaftliche Fragen ernsthaft zu reflektieren.
Fazit: Ein leichter, actionreicher Spaß ohne tiefere Dimension
Red Notice ist ein unterhaltsamer, leichter Actionfilm, der die Zuschauer*innen mit humorvollen Dialogen, überraschenden Wendungen und einer stilisierten Darstellung von Macht und Täuschung fesselt. Aus einer links-progressiven, queer-feministischen Perspektive bleibt der Film jedoch in traditionellen Geschlechterrollen, Klischees und Andeutungen verhaftet, ohne die Möglichkeit zur komplexeren Charakterdarstellung oder tiefergehenden sozialkritischen Reflexion auszuschöpfen. *Red Notice* ist letztlich ein Film, der mehr Unterhaltung als Bedeutung bietet und das Publikum für eine kurze, spannende Reise mitnimmt, ohne die Erwartung an tiefgreifende Themen zu erfüllen.
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