Germany’s Next Topmodel (GNTM), produziert und moderiert von Heidi Klum, ist eine Casting-Show, die seit 2006 auf der Suche nach dem nächsten „Topmodel“ ist. Die Serie folgt jungen Frauen, die in verschiedenen Challenges und Fotoshootings gegeneinander antreten und zeigt ihren Weg durch die Modeindustrie. Trotz des anhaltenden Erfolgs wird GNTM aus links-progressiver, queer-feministischer Perspektive oft kritisch betrachtet, da die Show mit Schönheitsidealen, Geschlechterrollen und der Darstellung von Frauen arbeitet, die teilweise fragwürdig sind.
Problematische Schönheitsideale und Körpernormen: Ein enges Bild von Schönheit
GNTM ist dafür bekannt, strenge Anforderungen an die Körpermaße und das Aussehen der Teilnehmerinnen zu stellen, was ein sehr enges Bild von Schönheit vermittelt. Die Show betont schlanke Figuren und makelloses Aussehen und suggeriert, dass diese Eigenschaften notwendig sind, um in der Modewelt erfolgreich zu sein. Aus feministischer Sicht trägt diese Darstellung dazu bei, unrealistische Schönheitsideale aufrechtzuerhalten und verstärkt den Druck, sich an bestimmte Normen anzupassen. Die Kritik richtet sich gegen die psychischen Belastungen, die ein solches Ideal für die Teilnehmerinnen und das Publikum mit sich bringt, da diese Schönheitsideale selten die Vielfalt der realen Körper widerspiegeln.
Konkurrenz und Mobbing: Die problematische Dynamik der Show
Die Show betont stark die Konkurrenz zwischen den Kandidatinnen und fördert durch Challenges und Bewertungen oft rivalisierende Beziehungen. Es gab in der Vergangenheit immer wieder Vorwürfe, dass Kandidatinnen gegeneinander ausgespielt werden und dass Mobbing und Ausgrenzung Teil der Show-Dramaturgie sind. Aus queer-feministischer Perspektive wird kritisiert, dass GNTM das Bild von Frauen als konkurrierende Rivalinnen aufrechterhält und dabei Solidarität und gegenseitige Unterstützung vernachlässigt. Diese Darstellungen verstärken schädliche Stereotype und fördern toxische Konkurrenz, die das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit der Teilnehmerinnen beeinträchtigen kann.
Geschlechterrollen und Objektifizierung: Frauen als Projektionsfläche
GNTM betont die ästhetische Komponente der Teilnehmerinnen und lässt wenig Raum für die individuelle Persönlichkeit oder Talente außerhalb des Aussehens. Teilnehmerinnen werden oft auf ihre äußere Erscheinung reduziert und dazu angehalten, sich den Anforderungen der Modeindustrie anzupassen, was häufig die Objektifizierung der Frauen unterstützt. Aus einer feministischen Perspektive wird kritisiert, dass die Show Frauen auf das „Schön-Sein“ beschränkt und vermittelt, dass ihr Wert durch ihre Attraktivität definiert wird. Diese einseitige Darstellung trägt dazu bei, Frauen als Projektionsfläche für Schönheitsideale zu positionieren und vernachlässigt ihre Vielschichtigkeit und Fähigkeiten.
Diversität und Inklusion: Fortschritte und Rückschläge
In den letzten Jahren hat GNTM versucht, Diversität und Inklusion in den Vordergrund zu stellen, indem es Teilnehmerinnen mit verschiedenen Hintergründen, Größen und Identitäten aufnimmt. Es wurden vermehrt curvy Models, trans* Models und Models mit unterschiedlicher Hautfarbe gecastet. Aus queer-feministischer Perspektive ist dies ein Schritt in die richtige Richtung, um die Vielfalt der Gesellschaft zu repräsentieren. Allerdings bleibt die Darstellung oft oberflächlich und wirkt wie ein Versuch, modern und inklusiv zu wirken, ohne die grundlegenden Strukturen der Show zu verändern. Die Diversität wird häufig als „Feature“ präsentiert, anstatt wirklich die Branche und deren enge Schönheitsnormen zu hinterfragen.
Psychische Gesundheit und Leistungsdruck: Hohe Anforderungen und wenig Unterstützung
Die psychische Belastung der Teilnehmerinnen ist ein immer wieder kritisiertes Thema in GNTM. Die Kandidatinnen stehen unter enormem Leistungsdruck und werden häufig öffentlich bewertet und kritisiert, was negative Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl und die psychische Gesundheit haben kann. Aus einer links-progressiven Perspektive ist diese Darstellung problematisch, da sie zeigt, dass individueller Erfolg über das Wohlergehen gestellt wird und die Modebranche ihre Teilnehmer*innen oft psychisch ausbeutet. Eine stärkere Unterstützung für die Teilnehmerinnen, beispielsweise durch psychologische Betreuung, könnte die Show humaner und respektvoller gestalten.
Starke Frauen oder toxisches Frauenbild? Die Ambivalenz von Heidi Klum als Moderatorin
Heidi Klum ist das Gesicht der Show und präsentiert sich als erfolgreiche Geschäftsfrau und Vorbild für junge Frauen. Gleichzeitig ist sie eine kritische Figur, da sie als Moderatorin und Jurorin oft hohe Anforderungen an die Teilnehmerinnen stellt und als Instanz über deren Aussehen und Verhalten urteilt. Aus feministischer Sicht ist diese Rolle ambivalent, da Heidi Klum zwar als starke und unabhängige Frau dargestellt wird, ihre kritischen Bewertungen jedoch oft ein toxisches Frauenbild vermitteln. Die Show könnte als Plattform genutzt werden, um Frauen in ihrer Einzigartigkeit zu bestärken, anstatt einem idealisierten Bild der Modewelt zu entsprechen.
Fazit: Ein unterhaltungsorientiertes Format mit problematischen Schönheitsidealen
Germany’s Next Topmodel ist aus einer links-progressiven, queer-feministischen Perspektive eine unterhaltsame, aber problematische Show, die zu einem großen Teil auf Konkurrenz, äußeren Schönheitsidealen und einem stereotypisierten Frauenbild basiert. Obwohl GNTM versucht, diverser zu werden und Fortschritte in Bezug auf Inklusion macht, bleibt die grundlegende Struktur der Show auf Oberflächlichkeit und Konkurrenz ausgerichtet. Die Darstellung von Körpernormen, die ständige Bewertung des Aussehens und die Betonung auf Anpassung an die Anforderungen der Modewelt tragen zu einem schädlichen Schönheitsbild bei, das mehr über den Wert eines bestimmten Idealtyps aussagt als über die Vielfalt und Stärke, die echte Repräsentation bieten könnte.
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